© Syda Productions / Fotolia.com
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Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden

Wohnen im Alter schon jetzt angenehm und sinnvoll gestalten.

Wie entspannend kann es sein, nach einem stressigen Tag am Arbeitsplatz endlich nach Hause zu kommen. Schon das Geräusch beim Öffnen der Tür, der Duft in den eigenen vier Wänden lassen einen durchatmen und zur Ruhe kommen. Das Zuhause ist ein Platz, an dem man Kraft tanken kann. Hierhin zieht man sich zurück, lädt aber auch Freunde und Verwandte ein, nimmt gemeinsam am Tisch Platz, speist, lacht und führt Gespräche – genießt einfach das Leben. Das Zuhause ist ein Ort voller Erinnerungen: die Macke am Türpfosten, die an die letzte große Umräumaktion erinnert, die kleine Statue, die man auf dem Flohmarkt erworben hat. Das eigene Heim ist wichtig für unser inneres Gleichgewicht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Menschen den Wunsch haben, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben und ein eigenverantwortliches, selbstbestimmtes Leben zu führen. Doch auch wenn im Moment alles sorgenfrei ist und man diese Gedanken lieber zur Seite drängt, sollte man beizeiten vorsorgen, um seine eigenen Wünsche wahr werden zu lassen.

Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit

Denn manchmal reicht ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, ein Stolperer etwa über einen Teppich, und schon ist es passiert: Ein Sturz, ein Beinbruch, ein Gipsfuß. Genauso ist es Isabell Goebel vor ein paar Wochen gegangen. Zum Glück war es ein unkomplizierter Bruch, doch vier Wochen lang war die 55-Jährige auf Gehhilfen angewiesen.

Plötzlich war ihr Zuhause gar nicht mehr gemütlich und einladend, sondern voller unerwarteter Hindernisse, die den Alltag erschwerten. „Allein schon die vielen Stufen“, seufzt sie in der Erinnerung. Fünf Stufen von der Straße ins Haus, eine Treppe in den Keller, eine ins erste Obergeschoss und zwei kleine Stufen zwischen Wohnzimmer und Wintergarten. Dazu noch die schmale Stiege auf den Dachboden. Doch dort hinauf muss man zum Glück ja nicht allzu oft. Alles Hürden, über die die kaufmännische Angestellte zuvor nie nachgedacht hatte. Auch die Körperpflege war erschwert, denn die Goebels haben im Bad nur eine Badewanne mit integrierter Dusche. „Und haben Sie schon einmal probiert, sich auf einem Bein stehend die Hände zu waschen oder die Zähne zu putzen?“, nennt sie ein weiteres Problem.

Lebensabend in den eigenen vier Wänden

Zum Glück war die Zeit mit Gipsfuß begrenzt und Isabell Goebels Mann Thomas hat sie unterstützt, wo er nur konnte und sich sogar ein paar Tage Urlaub genommen. Für Isabell Goebel war der Unfall der Anstoß, ihr kleines Häuschen einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. „Wir möchten hier alt werden und möglichst lange wohnen bleiben“, sagt sie, auch wenn die Rente und „das Alter“ gefühlt noch in weiter Ferne liegen mögen. Doch die langen Stunden allein zu Haus, den eingegipsten Fuß hochgelegt, hat sie dazu genutzt, zu überlegen, was alles nötig ist, um auch den Lebensabend in den eigenen vier Wänden zu verbringen.

Literatur zum Thema

Beim Surfen im Internet hat sie gesehen, dass es eine Vielzahl an Literatur zu diesem Thema gibt. „Also habe ich mir einiges bestellt und die Zeit genutzt, um mich über Wohnen im Alter zu informieren“, erzählt sie. Vieles gebe es zu bedenken und zu beachten, hat sie erfahren. „Wir können natürlich die fünf Stufen zu unserer Haustür nicht ändern“, sagt Isabelle Goebel. Doch beruhigt es sie, dass vor dem Haus genügend Platz ist, um gegebenenfalls später eine Rampe zu bauen, damit das Haus barrierefrei erreicht werden kann. Und die Treppen im Haus? „Wenn wir die nicht mehr steigen können, bauen wir einen Treppenlift ein“, wirft ihr Mann Thomas ganz pragmatisch ein.

Vor ein paar Tagen war er übrigens im Baumarkt und hat Handläufe gekauft. „Aus Eiche, genau wie unsere Treppe“, sagt er stolz. Die hat er dann noch am selben Abend in den Treppenhäusern montiert. „Das gibt einen sicheren Halt beim Treppensteigen“, weiß der 56-Jährige. Nicht erst im Alter, sondern schon jetzt sei es einfach besser, wenn man sich an einem Handlauf festhalten könne.

 

INFO

Es gibt zahlreiche Internetseiten, die sich mit dem Thema „Wohnen im Alter“ befassen. Hier einige Tipps:

www.serviceportal-zuhause-im-alter.de
www.neue-wohnformen.de

www.wohnprojekte-portal.de
www.wohnungsanpassung-bag.de
www.fgw-ev.de
www.kompetenznetzwerk-wohnen.de

Nützliche Checklisten helfen bei der Planung: von der Einschätzung der eigenen Wohnwünsche bis zur Entscheidung für den richtigen Pflegedienst. Ratgeber können auf der Seite des Bundesfamilienministeriums unter www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen Stichwort "Wohnen" kostenfrei heruntergeladen werden.

 

Schwierige Situation Badezimmer

Besonders die Situation im Badezimmer liegt dem Ehepaar schwer im Magen. Fällt es der Rekonvaleszentin doch noch immer schwer, zum Duschen in die Badewanne zu klettern. „Und ich habe Angst, auszurutschen oder beim Ein- und Aussteigen hinzufallen“, erzählt sie. In langen Gesprächen sind sich die Goebels einig geworden, die eigentlich schon lange fällige Sanierung des Bades jetzt möglichst schnell in Angriff zu nehmen und dabei auf Barrierefreiheit zu achten. „Wir werden auf die Badewanne verzichten und dafür eine große bodengleiche Dusche einbauen“, erzählt sie und blättert in einem Katalog. Da gibt es nämlich tolle Modelle. Und später kann ganz leicht eine Sitzgelegenheit eingebaut werden. Griffe werden für einen sicheren Stand sorgen. Beim Waschtisch werden die Goebels auf einen Unterschrank verzichten, so dass man mit einem Rollstuhl unter das Waschbecken fahren oder sich auch einfach auf einen Hocker davor setzen kann. „Ach, wenn wir das nur schon bei meinem Beinbruch gehabt hätten“, seufzt Isabelle Goebel. Und noch einen weiteren Tipp hat sie auch den Ratgebern mitgenommen: Die Toilette wird einfach ein paar Zentimeter höher als üblich montiert, so dass das Hinsetzen und Aufstehen leichter fällt.

Alternativen zum Pflegeheim

„Nein, im Heim möchten wir später möglichst nicht leben“, sind sich die beiden sicher. Doch ist das Ehepaar jetzt so sensibilisiert, dass es schon ein paar Mal über Artikel in Zeitungen und Zeitschriften oder Fernsehsendungen zum Thema „Wohnen im Alter“ gestolpert ist. „Es gibt ja schon einige Alternativen“, hat Thomas Goebel festgestellt. Im Nachbarort baue die städtische Wohnungsbaugesellschaft etwa eine Senioren-WG, berichtet er. Acht gleich große Appartements mit eigenem Bad und kleiner Küche wird es geben, für alle zusammen stehen ein großes Wohnzimmer mit Küche und ein Balkon bereit. Ein Pflegebad und ein Apartment für eine Pflegekraft sorgen dafür, dass man dort auch wohnen bleiben kann, wenn man pflegebedürftig geworden ist. „Und ich habe von mehreren Ehepaaren gelesen, die in unserem Alter sind und zusammen ein Grundstück gekauft haben. Sie wollen ein Haus mit Wohnungen bauen, in denen jeder selbstständig lebt“, ergänzt seine Frau. Die Paare wollen bewusst viel Zeit miteinander verbringen. Auch über Mehrgenerationenhäuser haben die Goebels schon diskutiert. Die Idee, dass Jung und Alt gemeinsam leben und sich unterstützen, finden sie durchaus charmant. „Es ist schön, dass es so viele Alternativen gibt“, sagen die beiden und sind durchaus gespannt, wo und wie sie später leben werden. Doch jetzt werden sie erst einmal den Badumbau in Angriff nehmen.