Blick in den Süden, The Neck Lookout Bruny Island, Tasmanien
© Andreas Bauer

Höher, steiler, spektakulärer – 13 nicht ganz gewöhnliche Treppen

Sie werden mit Füßen getreten, stellen für manche eine Herausforderung dar, sind manchmal auch eine Extra-Sporteinheit oder auch einfach ein Treffpunkt mit Freunden: Treppen. Auch wenn sie wahrlich nicht von jedem geliebt werden, sind sie aus dem Alltag kaum wegzudenken.

Doch Treppe ist nicht gleich Treppe: Die einen sind besonders hoch, die anderen besonders lang, wieder andere sind unfassbar spektakulär und einzigartig. Und der Lohn der Anstrengung ist häufig ein atemberaubender Ausblick. Die Reiseexperten von Travelcircus haben sich auf die Suche nach besonders spektakulären Treppen gemacht und die wahrscheinlich 13 beeindruckendsten „Exemplare“ weltweit gefunden.

Haiku Stairs, Hawaii (USA)
Wer sich schon immer gefragt hat, wo sich Led Zeppelins berühmter „Stairway to Heaven“ befindet, wird möglicherweise auf Hawaii fündig. Während des Zweiten Weltkriegs wurde 1942 in den Koolau-Bergen auf der Insel O’ahu eine Treppe mit Holzstufen erbaut, so dass Bauarbeiter dort Telefonkabel für den Funkturm der US-Navy verlegen konnten. 

2003 wurden die sogenannten Haiku Stairs restauriert und das Holz durch Metallstufen ersetzt. Nichtsdestotrotz ist das Betreten der „Treppe in den Himmel“ bereits seit den 1980er Jahren nicht erlaubt. Rund um die Uhr wird das Areal kontrolliert und wer erwischt wird, darf bis zu 600 US-Dollar Strafe zahlen. 

Doch das hält mutige Wanderer und Adrenalinjunkies nicht davon ab, sich am Wachpersonal vorbeizuschleichen und die Stufen hinauf- und hinabzusteigen. Insgesamt 3.922 Stufen voller Nervenkitzel zählen die Haiku Stairs vom Fuß bis zum Gipfel der Koolau-Berge. Ungeübte Besucher benötigen für eine Tour, bei der es gilt rund 600 Höhenmeter zu überwinden, rund fünf Stunden. Aber Achtung! Das Betreten der Haiku Stairs ist nicht nur vorboten, sondern auch gefährlich. Schon viele Wanderer überschätzten ihre Fähigkeiten – mit fatalen Folgen!

Haiku Stairs, Hawaii (USA)

Tiger & Turtle, Duisburg (Deutschland)
Eine der berühmtesten Treppen der Neuzeit erinnert auf den ersten Blick nicht an eine Treppe – sondern vielmehr an eine begehbare Achterbahn. Heike Mutter und Ulrich Genth entwarfen Tiger & Turtle anlässlich der Auszeichnung des Ruhrgebiets zur Kulturhauptstadt des Jahres 2010. Animalisch angelehnt an Geschwindigkeit und Stillstand, steht das Konstrukt damit als Metapher für die Umbruchsituation des Ruhrgebiets. 

Immerhin 20 Meter ragt die Achterbahn-Treppe in den Himmel über der Heinrich-Hildebrand-Höhe in Duisburg und bietet damit Aussichten über den Rhein bis nach Düsseldorf. Bis auf den Looping ist die 220 Meter lange Konstruktion Tiger & Turtle komplett begehbar. Insgesamt 220 Stufen können seit der Eröffnung am 12. November 2011 betreten werden.

Huangshan Mountain, Huangshan (China)
Im Süden Chinas wartet nicht nur eine der weltweit beeindruckendsten Treppen, sondern auch eine der weltweit spektakulärsten Felsformationen: Das 150 m² große Huangshan-Gebirge zieht mit seinen 72 Gipfeln jährlich rund 15 Millionen Besucher in den Bann. Die meisten von ihnen geben sich dem ultimativen Nervenkitzel bei einer Wanderung zum Lotusblütengipfel hin. Mit 1.864 Metern ist er der höchste Ausflugspunkt von Huangshan. 

Bereits die Gondelfahrt zur Bergstation in 1.300 m Höhe sorgt für Adrenalin im Blut. Doch für den Aufstieg der letzten 564 Meter bis zum Gipfel gehören vor allem noch Schwindelfreiheit und Mut dazu. 

Insgesamt 60.000 Treppenstufen winden sich um den Berg herum. Oft trennen nur ein Seil oder eine dünne Eisenstange die Stufen vom steilen Abgrund. Doch keine Sorge: Trotz des drohenden Oberschenkel-Muskelkaters lohnt sich wohl kaum etwas so sehr wie diese Aussicht! Weiße, von üppigen Bäumen bewachsene Gipfel hüllen sich in weiche Wolken und entführen die Bergsteiger in ferne Welten.

Huangshan Mountain, Huangshan (China)

La Muralla Roja, blaues Treppenhaus, Calp (Spanien)
Bereits seit 1973 schmückt der festungsartige Gebäudekomplex La Muralla Roja (zu Deutsch “rote Wand”) von Ricardo Bofill die Küste der spanischen Stadt Calp. Mit geometrisch harten Linien lässt der Architekt die arabisch-mediterrane Baukunst neu aufleben. Wer die Muralla Roja besonders beeindruckend findet, kann übrigens sogar darin wohnen: Die wunderschönen blauen Treppenhäuser führen die Bewohner zu 50 verschiedenen Wohnungen mit einer Größe von 60 bis 120 m². Zudem sind die Dachterrassen mit allerlei Annehmlichkeiten wie Solarien, Pool und Sauna ausgestattet. So können es sich die Bewohner rund um die Uhr gutgehen lassen. 

Während die Fassade der Muralla Roja im wahrsten Sinne des Wortes rot über den Klippen thront und einen Kontrast zu Himmel und Meer bildet, bettet sich das Blau der Treppen perfekt in die Landschaft der spanischen Ostküste ein. Bei gutem Wetter gehen die Stufen fließend in den Himmel über und symbolisieren damit Unendlichkeit.  

Angels Landing, Zion Nationalpark (USA)
Zugegeben, diese Treppe entspricht keinen symmetrischen Standards – aber was gibt es Spektakuläreres als eine Treppe, die von Mutter Natur geformt wurde? Mit einer Höhe von 1.765 Metern ist Angels Landing nicht nur einer der höchsten Berge im Zion-Nationalpark, sondern auch der meistbestiegene. 

Bis zum Gipfel müssen Abenteurer einen 8,6 km langen Wanderweg meistern und dabei 453 Höhenmeter überwinden. Der erste Teil des Aufstiegs ist relativ flach und gesichert. Doch besonders die letzten Meter lassen selbst Adrenalinjunkies das Blut in den Adern gefrieren: Mit einer Steigung von fast 90° – nur durch eine Metallkette gesichert – führen die Steintreppen des Berges hinauf zu dem Punkt, wo laut Namen die Engel landen. Oben angekommen, können schwindelfreie Wanderer nicht nur 500 Meter tief zum Virgin River hinab sehen, sondern auch den Blick über den Nationalpark genießen.

Angels Landing, Zion Nationalpark (USA)

El Peñón de Guatapé (Kolumbien)
Der Fels von Guatapé ist nicht nur Heimat einer der spektakulärsten Treppen weltweit, sondern auch ein Riese in jeglicher Hinsicht: 220 m hoch, 10 Millionen Tonnen schwer und 70 Millionen Jahre alt, bettet sich der Inselberg aus Granit in die Landschaft Kolumbiens ein. Trotz seines Alters wurde El Peñón offiziell erst im Jahr 1954 bestiegen – die Aktion dauerte insgesamt fünf Tage. Heute geht der Aufstieg etwas schneller vonstatten; wenn auch nicht weniger spektakulär. Zwischen 650 und 740 Stufen führen im Zickzack hinauf zum Gipfel und damit zu einem dreistöckigen Aussichtsturm, von welchem aus Besucher bis zu 500 km weit in die Ferne blicken können.  

Eigentum, Streit & Graffiti: Auf der Nordseite des Berges, direkt neben der Treppe, sind ein weißes G und ein unvollständiges U zu lesen. Grund dafür: Im Streit darum, ob der Felsen Guatapé oder El Peñol gehört, kamen Sympathisanten von Guatapé auf die Idee, den Namen des Dorfes auf den Felsen zu schreiben. Doch die Bewohner von El Peñol wussten die Aktion zu unterbinden.

Chand Baori, nahe Abhaneri (Indien)
Seit Jahrhunderten hat Indien mit Trocken- und Hitzeperioden zu kämpfen. Bereits im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. begannen die Inder deshalb, den Stufenbrunnen Chand Baori zu bauen, um das Monsunwasser sammeln zu können. Das für die Zeit sehr fortschrittliche Bauwerk widmete die Bevölkerung der hinduistischen Gottheit Harshat Mata.

Mit einer Tiefe von über 20 Metern gilt Chand Baori als größter Stufenbrunnen des Landes. Insgesamt 3.500 Stufen verteilen sich auf 13 Stockwerke. Diente der Brunnen früher ausschließlich zum Sammeln von Wasser, gehört er heute zu den wichtigsten Touristenattraktionen der Region. Das außergewöhnliche Bauwerk begeistert nicht nur Einheimische und Touristen, sondern auch Filmproduzenten. So ist der beeindruckende Stufenbrunnen auch in zahlreichen Blockbuster, wie beispielsweise „The Dark Knight Rises“, zu finden! 

Chand Baori (Indien)

Manitou Incline, Manitou Springs (USA)
Ehemals als Standseilbahn eröffnet, gleicht der Manitou Incline heute einem Fitness-Workout, das nur die sportlichsten Einheimischen und Touristen bezwingen. Über eine Strecke von knapp 1,5 km sind 610 Höhenmeter zu überwinden, wobei die Stufen teils eine Steigung von bis zu 68% aufweisen. Während Ungeübte teilweise mehrere Stunden für den Aufstieg der 2.744 Stufen benötigen, liegt der Rekord bei 17 Minuten und 45 Sekunden. Oben angekommen, werden Besucher mit der Aussicht über die Wälder und Berge Colorados belohnt. 

Boškovićeva Ulica, Dubrovnik (Kroatien)
Dubrovnik ist nicht nur eine der berühmtesten Städte Kroatiens, sondern gleichzeitig die Stadt der Treppen – kein Wunder, immerhin ist sie auf einem Hügel erbaut worden. Besonders anstrengend wird eine Städte-Tour in der Altstadt: Als Weltkulturerbestätte stehen hier viele Gebäude unter Denkmalschutz, was den Bau von Fahrstühlen und Rolltreppen unmöglich macht. 

Eine der wohl eindrucksvollsten Treppen Dubrovniks befindet sich in der Boškovićeva Straße. In typischer Steinbauweise reichen die Stufen vorbei am Rock Café Exit, Restaurant Barba und Souvenir-Shop steil und schmal nach oben. 

The Vessel, New York (USA)
The Vessel ist mit Abstand das jüngste Treppenhaus im Ranking der beeindruckendsten Treppen: Erst im März 2019 eröffnete das Gebäude nahe des High Line Park im neuen New Yorker Bezirk Hudson Yards nach dem Entwurf von Thomas Heatherwick. Das ovale, bienenstockartige Gebäude besteht aus 154 Treppen, die über Plattformen verbunden sind. Insgesamt führen die 2.500 Stufen hinauf auf 15 Stockwerke. Trotz seiner Höhe ist The Vessel nicht als Aussichtsplattform gedacht, sondern dient in erster Linie als Kunst- und Kultur-Hotspot. Vor allem Fotografen werden aufgrund der Architektur Freude haben. 

Tickets sichern: Zwar ist der Eintritt in The Vessel gratis, dennoch sollten Besucher vorab ein kostenfreies Online Ticket erwerben. Die Anzahl der Eintrittskarten vor Ort ist rar und neigt sich täglich schnell dem Ende zu.

Hudson Yards The Vessel, New York (USA)

Byrampen, Ålesund (Norwegen)
Zugegeben: Ålesunds Hausberg, der Aksla, ist mit 189 Metern nicht der höchste seiner Art. Doch die Treppe, die sich aus dem Stadtpark bis hinauf zur Aussichtsplattform Byrampen windet, ist umso spektakulärer. 418 Stufen heißt es im Zickzack zu bezwingen – vorbei an zerklüfteten Felsen und saftig-grün bewaldeten Hängen.

Wer den Weg geschafft hat, wird mit einer Aussicht auf den Hafen belohnt; inklusive der Sunnmørsalpen im Hintergrund. Übrigens: Dank einer neuen LED-Beleuchtung kann die Treppe sogar im Dunkeln betreten werden. So bietet sich Besuchern ein unvergessliches Nachtpanorama. 

Jacob’s Ladder, Jamestown (St. Helena Island)
Umgeben von den Weiten des Atlantischen Ozeans hat sich eine der weltweit beeindruckendsten Treppen versteckt: Die Jacob’s Ladder auf der britischen Insel St. Helena befindet sich rund 1.800 Kilometer entfernt vom afrikanischen und 3.200 Kilometer entfernt vom südamerikanischen Festland. 

Ursprünglich Anfang des 19. Jahrhunderts als weltweit erste pferdebetriebene Schienenseilbahn erbaut, verbinden die 699 Stufen der Jakobsleiter seit 1871 die Inselhauptstadt Jamestown am Fuße mit dem Vorort Half Tree Hollow auf dem Gipfel des Berges Ladder Hill. 

Jacob’s Ladder, Jamestown (St. Helena Island)

Observatory Point, Dalyup (Australia)
In Western Australia, genauer in der Großen Australischen Bucht gelegen, lockt die Küste vor Dalyup nicht nur mit türkisblauem Meer – durch die Landschaftskomposition aus zerklüfteten Felsen und weichen Baumwipfeln windet sich auch eine der spektakulärsten Treppen der Welt. 

Direkt von der Küste aus führt die Treppe hinauf zum Observatory Point, von wo aus Besucher einen unvergleichlichen Blick aufs Meer und den Horizont genießen. Wer den steilen Aufstieg meistert, kann sich bei Wellenrauschen dem sanften Küstenwind hingeben und die Gedanken treiben lassen.