Der Verein ‚Gegen Noma-Parmed‘ kämpft schon seit zehn Jahren gegen die tödliche Hungerkrankheit in Burkina Faso.
© Marius Brüggen

Noma ist keine Gottesstrafe: Wie der Junge Yenhambri aus Burkina Faso überlebte

Yenhambri T. war fünf Jahre alt, als er an Noma erkrankte. Der Junge kommt aus Burkina Faso und ist in der Region Sahel aufgewachsen. Die Bevölkerung lebt dort überwiegend von der Landwirtschaft, viele Menschen sind arm. Noma ist eine tödliche Hungerkrankheit, an der hauptsächlich Kinder zwischen zwei und sechs Jahren erkranken. Aufgrund der flächendeckenden Armut gibt es häufig zu wenig zu essen. Viele Kinder sind unterernährt und leiden an einem geschwächten Immunsystem. Ohne eine rasche Behandlung sterben neun von zehn Kleinkindern an Noma.

Noma ist eine bakterielle nekrotisierende Erkrankung des Mundes und des Gesichts, das bedeutet, dass die Haut und Muskeln faulen können. Jedes Jahr sterben dadurch über 140.000 Kinder weltweit. In der öffentlichen Wahrnehmung findet Noma jedoch kaum Beachtung. Dabei hat der UN-Menschenrechts-Rat diese Krankheit bereits 2012 als eine Verletzung des Menschenrechts auf Nahrung deklariert.

Der Verein »Gegen Noma-Parmed« kämpft gegen die Verbreitung von Noma: Die Vereinigung ist eine unabhängige Hilfsorganisation und engagiert sich bereits seit zehn Jahren in der Sahel-Region von Burkina Faso. Die Mitglieder leisten dort wichtige Präventionsarbeiten und setzen sich für eine umfassende medizinische Versorgung ein. In den letzten Jahren wurden bereits über 3.700 Menschen, darunter Krankenpfleger und traditionelle Heiler, ausgebildet und mehrere Hunderttausend Einwohner über breit angelegte Radio-Kampagnen und Theateraufführungen über die Krankheit und ihre Ursachen aufgeklärt.

Auch dank einer dieser umfangreichen Sensibilisierungskampagnen konnte die Krankheit bei Yenhambri rechtzeitig erkannt werden. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und versorgt. Ein paar Tage später durften der 5-Jährige und seine Eltern bereits in ihr Dorf zurückkehren: Sein Allgemeinzustand hat sich zufriedenstellend entwickelt. Was aber blieb, waren die Noma-Folgeschäden: Bei Yenhambri hat die Bakterienerkrankung unansehnliche Narben hinterlassen.

Die Überlebenden leiden häufig unter schweren Gesichtsverstümmelungen, Schwierigkeiten beim Sprechen und Essen und einem sozialen Stigma. Sie werden aus der Gesellschaft ausgeschlossen, von ihren Familien verstoßen und brechen die Schule ab. In Afrika fehlt das Wissen über Noma, sowohl bei den Einwohnern als auch beim medizinischen Personal. Viele glauben, dass Noma eine Gottesstrafe ist und verstecken ihre erkrankten Kinder.

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Jean-Jacques Santarelli, Erster Vorstandsvorsitzender von »Gegen Noma-Parmed«, erinnert sich: Im Norden von Burkina Faso suchte er mit einem Arzt einen gemeldeten Noma-Fall. Mit enormen Schwierigkeiten und erst nach langer Überzeugungsarbeit gelang es ihnen, dass der Vater die Hungerkrankheit anerkannte und sein an Noma erkranktes Kind dem Arzt zur Versorgung anvertraute. Wenn die Symptome frühzeitig erkannt werden, kann Noma durch einfache Hygiene gestoppt werden: Dazu zählt die Verabreichung von Antibiotika, aber auch Hände waschen und eine gesunde Zahn-Mund-Hygiene.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie führte indes zu Fortschritten: Im Rahmen der allgemeinen Verbesserung der Hygiene hat der Verein zuerst im Rahmen der Aufklärungen Handwaschvorrichtungen eingesetzt, um genau wie die Demo der Zubereitung von Säuglingsmehl das Händewaschen sehr didaktisch rüberzubringen. Erst danach werden sie in den Dörfern installiert, wenn die Aufklärungen fertig sind. Auf diese Weise konnte der Verein insgesamt 2.800 Handwaschgeräte und 58.000 Seifen innerhalb seines Präventionsgebiets in den Dörfern installieren und das Hygiene-Bewusstsein in der Bevölkerung schärfen.

Der Kampf gegen die tödliche Krankheit geht aber weiter. Die Hilfsorganisation ist weiterhin auf Spenden angewiesen. Bislang konnten dank des schnellen Transfers zur Uniklinik in Ouagadoudou und medizinischer Versorgung in der Region Sahel bislang 40 an Noma erkrankte Kinder vor dem Tod gerettet werden. Auch der Zustand von Yenhambri wird nun fortlaufend auf der Gesundheitsstation seines Dorfes überwacht, Mangelernährung und Malaria bedrohen seine Gesundheit weiter. Der heute 8-Jährige kann nun einer Operation unterzogen werden, um Mund und Gesicht zu rekonstruieren. Der Verein wird ihn weiter auf seinem Weg begleiten.

Infobox
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Sie können die Arbeit des Vereins unterstützen, den jede Spende zählt:

  • Mit nur 10 Euro können Sie drei Kinder im Frühstadium von Noma mit Antibiotika heilen!
  • Mit nur 35 Euro können Sie drei Familien vor Noma schützen!
  • Mit 65 Euro kann ein Gesundheitsagent ausgebildet werden, um Noma für ein ganzes Dorf effektiv diagnostizieren und behandeln zu können!

 

Gegen Noma-Parmed e.V. ist eine unabhängige gemeinnützige Hilfsorganisation, der im August 2013 das DZI Spendensiegel zuerkannt wurde.