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Schüler helfen in einem Armenviertel

An einer Schule in Prizren werden gesellschaftliche Grenzen durchbrochen und Kindern der Zugang zu Bildung ermöglicht.

Kaltrina, das Mädchen aus Prizren im Kosovo, ist wirklich imponierend. Die Zehnjährige, die uns in diesem Jahr von einem Plakat der Pfingstaktion von Renovabis anlächelt, sei wissbegierig und lerneifrig, so hat es Pater Axel Bödefeld, der ehemalige Schulleiter des renommierten Loyola-Gymnasiums am Stadtrand von Prizren, erzählt.

Kaltrina stammt aus der Roma-Siedlung auf der anderen Straßenseite. Dort sind die Bedingungen zum Lernen und zum Planen von Zukunftsperspektiven nicht gerade einfach. Dennoch: Im Rahmen des Sozialprojektes »Loyala Tranzit« kümmern sich Schüler aus dem Loyala- Gymnasium regelmäßig um ihre Nachbarn.

Das Loyola-Gymnasium in Prizren gilt als die beste Schule des Kosovo. Jeden Morgen strömen hunderte Jungen und Mädchen in Schuluniformen – alle mit strahlend weißem Hemd und gelber Krawatte – in den ausgedehnten Komplex am Stadtrand von Prizren. Die allermeisten von ihnen stammen aus wohlhabenden Verhältnissen. Direkt daneben liegt die Roma-Siedlung »Tranzit«, die ihren Namen von der vorbeiführenden Schnellstraße erhielt. Dort herrschen Armut und Perspektivlosigkeit; es scheint kaum vorstellbar, dass sich diese komplett verschiedenen Welten an einem Punkt berühren.

Eine andere junge Ashkali – so nennen sich die Roma im Kosovo selbst – hat einen Traum: Unbeirrbar bereitet sich die zehnjährige Izmirka auf die schwere Aufnahmeprüfung des Loyola-Gymnasiums vor. Sie sitzt auf dem Boden vor dem unverputzten Ziegelhaus, einen Schreibtisch hat sie nicht; umgeben ist sie von ihren lärmenden Geschwistern. Stolz zeigt Izmirka ihr letztes Zeugnis mit ausnahmslos guten Noten. Izmirka wäre damit das erste Mädchen aus dem Armenviertel auf der Elite-Schule.

Dennoch es gibt viele Beziehungen zwischen den beiden Welten: Nach Schulschluss beteiligen sich viele Schüler der Oberstufe am Projekt »Loyola Tranzit«, bei dem sie sich als Nachhilfelehrer um Roma-Kinder kümmern. Eine von ihnen ist die 17-jährige Andita. Mit den Kindergartenkindern sitzt sie auf dem Boden und liest eine volkstümliche Geschichte vor. Nachher erklärt sie in geschliffenem Englisch: »Um ehrlich zu sein, hatte ich vorher gar keinen Kontakt zu den Roma. Beim Vorbeifahren konnte ich Kinder sehen, die bettelten, manche suchten sogar im Müll nach Essbarem – alles ganz in der Nähe unserer Schule! Als ich das erste Mal im Projekt war, liefen die Kinder direkt auf mich zu und umarmten mich. Für manche bin ich mittlerweile eine Art Familienmitglied. Die Arbeit hier hat mein Denken und meinen Blick auf die Gesellschaft verändert.« Das Projekt ist dank der Spendenmittel von Renovabis mittlerweile in einem Neubau mit Spielplatz und hellen Räumen untergebracht.

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Darum hilft Renovabis im Kosovo!

Renovabis fördert im Kosovo Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen, denn diese sind besonders von wirtschaftlicher und sozialer Not betroffen. Die kosovarische Gesellschaft gehört zu den jüngsten in Europa. Der Altersdurchschnitt liegt unter 27 Jahren und die Geburtenrate ist hoch. Im Land fehlen jedoch Arbeitsplätze und Zugang zu Bildung. Kaum vorstellbar: Bis zu 10 Prozent der weiblichen Jugendlichen in ländlichen Gebieten können nicht lesen und schreiben.

Im Kosovo sind vor allem Angehörige ethnischer Minderheiten wie die Ashkali vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und leben oft in prekären Zuständen. Seit Herbst 2014 haben über 50.000 Kosovaren, darunter viele Ashkali, den Weg nach  Westeuropa angetreten, wo sie aufgrund von wirtschaftlichen und sozialen Problemen, aber auch Ausgrenzung und Verfolgung, Asyl suchen. Das Sozialprojekt »Loyola Tranzit« sucht Antworten auf diese Probleme und entstand 2016 aus einer Initiative des Loyola-Gymnasiums in Prizren. Das Gymnasium ist einer der Leuchttürme im kosovarischen Bildungssystem und wird von Renovabis seit seiner Gründung im Jahr 2005 unterstützt und begleitet. Ältere Schülerinnen und Schüler begannen – inspiriert von der katholischen Soziallehre– mit Besuchen in einer Ashkali-Siedlung. Aus den Besuchen wurde ein Nachhilfeprojekt, das zunächst unter freiem Himmel stattfand. Dank der Förderung durch Renovabis konnte es aber mittlerweile in einen Neubau umziehen.

Das sozialpädagogische Zentrum »Loyola Tranzit« bringt Kinder und Jugendliche unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten zusammen. Neben Algebra und albanischer Grammatik werden hier vor allem Verantwortungsbewusstsein und Gemeinschaft geübt.

Themen-Schwerpunkt 2019:
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Immer vor Pfingsten stellt das katholische Hilfswerk Renovabis seine Arbeit mit einem jährlichen Schwerpunktthema und einem zentralen Plakat vor. Dieses Jahr geht es um das Thema Bildung. Auf dem zentralen Plakat ist die zehnjährige Kaltrina aus Prizren im Kosovo abgebildet und wirbt für das Aktionsthema »Lernen ist Leben«.

Sie können die Pfingstkollekte unterstützen:

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