Auch beide Töchter von Maria haben sich mit Lepra angesteckt.
© Foto: Priscila Franco

Eine biblische Krankheit, die Unglück bringt!

Als ich die Diagnose bekam, dachte ich, die Welt geht unter. Wie sollte ich verstümmelt meine drei Kinder ernähren? Wie sollte ich so weiterleben?« Die mittlerweile 50-jährige Maria Brítez erinnert sich noch sehr genau an diesen ersten Schock-Moment nachdem sie hörte: »Es ist Lepra!«

Eine »Aussätzige«* würde sie ab jetzt sein. Dieses furchtbare Gefühl hat sich in ihr Herz gebrannt. Schließlich hat sie mitansehen müssen, wie es anderen Nachbarn/Nachbarinnen ergangen ist. Mit entstellten Händen und Füßen in Folge einer unbehandelten Leprainfektion haben diese nicht mehr für ihre Familien sorgen können. Und obwohl es keiner ausgesprochen hat – seltsam angeschaut wurden sie trotzdem.

»Bitte lass es keine Lepra sein!«
Maria lebt in einer abgelegenen ländlichen Region bei Tebicuary im Süden von Paraguay. Damit sie und ihre drei Kinder überleben können, betreibt sie eine kleine Landwirtschaft. Denn seit dem Tod ihres Mannes vor einigen Jahren ist die vierköpfige Familie auf sich gestellt. Es ist nicht einfach, aber zusammen schaffen sie es. Und zunächst merkt sie auch nicht, dass sie krank ist. Weiße Flecken hat sie zwar an den Beinen. »Aber ich dachte, das geht sicher bald wieder weg«, erinnert sie sich. Doch als dann auch noch Schmerzen hinzukommen, ahnt sie schon Schlimmes und betet: »Bitte, lass es nicht Lepra sein!«

Doch die nächste Gesundheitsstation ist weit weg, ganz zu schweigen vom nächsten Krankenhaus. So wartet Maria lieber ab – auch weil sie Angst vor der Diagnose hat. Als einige Zeit später ein von der DAHW unterstützter Gesundheitshelfer in ihr abgelegenes Dorf kommt, lässt sie sich dann doch untersuchen. Auch er hat sofort den gleichen Verdacht: »Maria, es ist wahrscheinlich Lepra«, hat er gleich gesagt. »Du musst sofort ins Krankenhaus. Denn wenn Du jetzt schnell die Behandlung beginnst, dann kannst Du geheilt werden«, erzählt die 50-Jährige weiter. »Das hast mir die Angst genommen und mich überzeugt«.

Gott sei Dank noch rechtzeitig!
In dem auf die Behandlung von Lepra spezialisierten Krankenhaus Km 81 (der Name ist von der Nationalstraße 81 abgeleitet) wird die Diagnose bestätigt. Km 81 ist langjähriger Partner der DAHW in Paraguay. Sofort beginnt für Maria Brítez die Multi-Medikamenten-Therapie. Gott sei Dank ist es noch rechtzeitig! Die dreifache Mutter wird keine bleibenden Schäden von der Krankheit zurückbehalten. Jetzt muss sie keine Angst mehr um ihren Broterwerb und ihre Familie haben. Besonders wichtig ist nun, dass Maria ihre Medikamente regelmäßig einnimmt. Deshalb kommen Mitarbeitende des Lehrkrankenhauses und geschulte lokale Sozialarbeiter zu Familie Brítez nach Hause und schauen nach der Patientin. Dabei ntersuchen sie auch gleich die anderen Familienmitglieder. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Haus wohnende Angehörige ebenfalls anstecken ist hoch.

© Foto: Priscila Franco
Aktive Fallsuche in entlegenen Dörfern bringt Heilung und Schutz.

Auch beide Töchter infiziert
Tatsächlich wird während eines solchen Hausbesuchs bei der älteren Tochter Romina eine Lepra-Infektion erkannt. Auch bei ihr beginnt das medizinische Team sofort mit der Antibiotika-Therapie. Und nur ein paar Monate später treten dann bei der jüngeren Tochter Miriam erste Flecken an den Beinen auf. Zum Glück ist die Nachbetreuung von ihrer Mutter und Schwester noch nicht beendet. So kann das Mädchen bei einem weiteren Hausbesuch von den geschulten Mitarbeitenden untersucht werden. Und die Befürchtungen bestätigen sich leider: Auch Miriam hat sich mit Lepra angesteckt.

Ebenso wie bei den beiden anderen Patientinnen aus der Familie ist es ein unglaubliches Glück für Miriam, dass ihre Infektion in einem frühen Stadium erkannt wird. Entsprechend kann auch in diesem Fall die Behandlung mit den heilenden Medikamenten sofort beginnen. Bei beständiger und geregelter Einnahme der Tabletten werden keine neurologischen Schäden oder körperlichen Beeinträchtigungen zurückbleiben – alle drei Frauen der Familie Brítez werden zur großen Freude aller vollständig gesund werden und geheilt.

Erfolg für die »aktive Fallsuche«
Das Beispiel der Familie Brítez zeigt deutlich, wie wesentlich und erfolgreich die sogenannte »aktive Fallsuche« ist. Diese von der DAHW und den lokalen Partnern vor Ort praktizierte Methode auch in entlegenen Regionen und Dörfern nach Erkrankten zu suchen, ist in Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung besonders wichtig. Denn oft liegt die nächste Gesundheitsstation weit entfernt oder es fehlt an ausgebildetem Personal. Das Aufsuchen aber ermöglicht frühe Diagnosen und damit auch eine frühzeitige wirksame Behandlung der Erkrankten!

* Anstatt der früheren stigmatisierenden Bezeichnung »Aussätzige« sprechen wir heute von Menschen, die von Lepra betroffen sind.

Infobox

DIe Krankheit der Ärmsten. Lepra ist...

  • als »Aussatz« bekannt und eine der ältesten Infektionskrankheiten der Menschheit.
  • wird durch das Mykobakterium leprae ausgelöst.
  • führt unbehandelt zu Schäden der Nerven, Lähmungen und in der Folge bis zur Verstümmelung von Händen und Füßen.
  • noch nicht ausgerottet. Jährlich erkranken immer noch rund 200.000 Menschen an Lepra!
  • vollständig heilbar – durch konsequente Einnahme von verschiedenen Antibiotika über sechs bis zwölf Monate hinweg.