Blick in den Ausstellungsbereich DesignLab am Standort Selb
© Porzellanikon, Andreas Gießler

REINE FORMSACHE – Vom Bauhaus-Impuls zum Designlabor an der Burg Giebichenstein

Porzellanikon zeigt umfangreichste Ausstellung zum Porzellan im Bauhaus-Jahr und würdigt die 100-jährige Geschichte der Burg Giebichenstein als bedeutendste Kunsthochschule neben dem Bauhaus – 9. März bis 6. Oktober 2019

Als nach dem Wegzug des Bauhauses 1925 von Weimar nach Dessau die dortige Keramikabteilung geschlossen wurde, setzten einige Lehrende ihre Tätigkeit an der Kunstgewerbeschule Halle auf Burg Giebichenstein fort. Sie trugen mit dazu bei, dass diese zur bedeutendsten deutschen Kunstschule neben dem Bauhaus wurde und eine Vielzahl renommierter Porzellan-Designerinnen und Designer hervorbrachte.  Die Sonderausstellung „REINE FORMSACHE – Vom Bauhaus-Impuls zum Designlabor an der Burg Giebichenstein“ nimmt die vom Bauhaus inspirierten Gestalterinnen und Gestalter der Kunsthochschule in Halle und ihre Entwürfe von 1915 bis heute in den Blick. Die mit rund 1200 Exponaten umfangreichste Ausstellung zum Porzellan im Bauhaus-Jahr ist vom 9. März bis 6. Oktober 2019 im Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan an gleich zwei Standorten in Oberfranken zu sehen – in Hohenberg an der Eger und in Selb.

„Chronik – Porzellanentwürfe ausgewählter Lehrer und Absolventen 1915 bis heute“ (Hohenberg an der Eger)

Der Ausstellungsteil „Chronik“ zeigt 750 herausragende Porzellanentwürfe bedeutender Designerinnen und Designer von 1915 bis heute: von den Pionieren Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks in den 1920er Jahren über bedeutende Vertreterinnen und Vertreter der industriellen Formgestaltung in der DDR wie Hans Merz und Hubert Petras bis hin zu den derzeit überaus erfolreichen Gestalterinnen, Barbara Schmidt und Heike Philipp.

Mit dem Umzug des Bauhauses 1925 von Weimar nach Dessau erfolgte entsprechend der Maßgabe von Walter Gropius eine stärkere Orientierung der Bauhaus-Ausbildung in Richtung industrieller Serienfertigung. Die zu dieser Zeit noch stark handwerklich ausgerichtete Keramikwerkstatt wurde mit diesem Umzug nicht weitergeführt. So entschlossen sich die damaligen Lehrenden, Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks, an die vier Jahre vor dem Bauhaus gegründete Kunstgewerbeschule nach Halle zu gehen. Hier gab es bereits eine gut organisierte und fest ins Lehrprogramm integrierte Töpferwerkstatt, welche dank der guten Verbindungen von Marcks und Friedlaender zur Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin bereits nach kurzer Zeit zur Porzellanwerkstatt ausgebaut wurde. Beide entwickelten in Folge dieser Kooperation Porzellangeschirre für die KPM, die noch heute zum festen Repertoire der Berliner Manufaktur gehören, darunter die Serie „Hallesche Form“ von Marguerite Friedlaender, die in den Jahren 1929 bis 1932 entstand. Die inhaltliche wie räumliche Nähe der Burg Giebichenstein zum Bauhaus und der rege Austausch zwischen beiden Schulen prägt die Kunsthochschule in Halle noch heute. Diese brachte eine Vielzahl an Porzellan-Designerinnen und -Designern hervor, die sich zwar von den Bauhaus-Ideen inspirieren ließen, aber dennoch völlig eigene zeitgemäße Design-Lösungen entwickelten. Die „reine Form“ strahlte als Haltung und Botschaft über Generationen von Lehrenden aus, überdauerte die Zeit des Nationalsozialismus, legte den Grundstein für ein modernes DDR-Design und spiegelt sich bis heute in den Entwürfen der AbsolventInnen.

© Porzellanikon, Angela Francisca Endress
Kaffeeservice „Hallesche Form“

„DesignLab“ Porzellan der Zukunft (Selb)

Der Ausstellungsteil in Selb „DesignLab – Die Porzellanvisionen heute“ nimmt das Porzellan als experimentellen Werkstoff in den Blick und zeigt in den drei Themenschwerpunkten „Experiment“, „Form“ und „Neue Porzellanwelten“, worin angehende Designerinnen und Designer der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle die Zukunftspotentiale des Porzellans sehen. 450 Ausstellungsobjekte, darunter neueste Formen, Ideen, Anwendungsgebiete und experimentelle Neukombinationen, geben Einblicke in das kreative Schaffen der Porzellanvisionäre.

Die Ausstellungsobjekte dokumentieren den radikalen Wandel der Porzellanindustrie in Europa, aber auch die enormen Veränderungen unserer Ernährungs- und Gebrauchsgewohnheiten. Die angehenden Designerinnen und Designer arbeiten am Puls der Zeit, betreiben Materialforschung und experimentieren mit neuen Schnittstellen zu den Materialwissenschaften und neuesten Technologien. Neben keramischem 3D-Druck werden Modellkerne gedruckt, abgeformt, abgegossen und händisch weiterbearbeitet. Lasern, fräsen, drucken, cuttern – einst untypische Verfahren zur Porzellanherstellung – sind mittlerweile selbstverständliche Gestaltungsmittel in der Keramik. Zudem ermöglicht die Kombination von Porzellan mit anderen Materialien, darunter Beton, Holz, Metall, Textil, neue zukunftsfähige Anwendungsfelder. Eine Vielzahl moderner Leuchtenlösungen gehen beispielsweise auf das Experimentieren mit Transluzenz zurück. Heute verstehen sich die Werkstätten des Keramik- und Glasdesigns der Burg Giebichenstein als „Labs“, als Orte der experimentellen Materialerkundung. Hier werden Materialgrenzen und Möglichkeiten ausgelotet und zur konkreten Form entwickelt.

© Porzellanikon, Angela Francisca Endress
Max Kimpel, 3D Druckmodell & Gipsformenbau für Schlickerguss
INFO

Die Ausstellung »REINE FORMSACHE – Vom Bauhaus-Impuls zum Designlabor an der Burg Giebichenstein« ist vom 9. März bis zum 6. Oktober 2019 geöffnet.

Porzellanikon Selb

Werner-Schürer-Platz 1
95100 Selb
Tel.: +49 9287 91800-0

Porzellanikon Hohenberg

Schirndinger Straße 48
95691 Hohenberg an der Eger
Tel.: +49 9233 7722-0

Öffnungszeiten

Dienstag – Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr

Feiertage 10:00 – 17:00 Uhr

Montags geschlossen

Eintrittspreise

Kombikarte        6,50 € / 5,00 € ermäßigt

Selb                     5,00 € / 4,00 € ermäßigt

Hohenberg        3,00 € / 2,00 € ermäßigt