Die A-ROSA LUNA
© Angelika Mandler-Saul

Meine erste Flusskreuzfahrt – 10 »ernst« gemeinte Tipps

Endlich komme auch ich in ein Alter, in dem ich mich für viele Dinge nicht mehr zu rechtfertigen brauche: Abends rechtschaffen müde sein, alte Schwarzweiß-Filme anschauen, Denken statt Reden oder auch: Meine erste Flusskreuzfahrt. Gemeinsam mit meiner Freundin unterwegs auf der Rhône auf einem Schiff von A-ROSA wurde uns beiden nämlich sehr schnell klar: Ja, Flusskreuzfahrten sind was für alte Herrschaften. Aber auch für mittelalterliche. Und was für »Best-Ager« und Junge. Sogar was für Familien. Auf jeden Fall aber war es was für »Halbjunge « – also für uns. Warum haftet den Flusskreuzfahrten dann der Nimbus der Grauen-Panther-Fahrten an? Keine Ahnung – aber entscheiden Sie doch selbst, ob eine Flusskreuzfahrt für Sie in Frage kommt: Hier kommen meine (wirklich ganz) ernst gemeinten 10 Tipps zur Entscheidungsfindung.

1. Es gibt immer was zu tun an Bord. Immer.
Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, dass Sie sich an Bord ausruhen werden. Werden Sie nicht. Sie werden Handouts, Infozettel und Hafenpläne wälzen. Sobald die ersten Formulare gelesen und/oder ausgefüllt sind, hängen neue Kuverts an der Tür. Und damit Sie nichts verpassen, werden Sie alles, alles lesen. Wir verbrachten wirklich nur die Nächte in der Kabine, denn ansonsten hätten wir was versäumt. Wer nicht an Bord bleibt, flaniert durch die Stadt (auf unserer Frankreich-Tour etwa Avignon, Arles, Viviers, Lyon) oder nimmt an einem organisierten Ausflug ins Umland teil – der allerdings für Individualisten etwas gewöhnungsbedürftig ist. Wenn nicht genug Interessierte zusammenkommen, werden die Ausflüge abgesagt. Leider muss man sich oft entscheiden, ob man die historische Stadt oder aber die traumhafte Umgebung erkunden will – alles kann man leider bei den kurzen Stopps nicht haben.

2. Alles ist für Sie bereits durchorganisiert.
Für Reisende, die es gewohnt sind, ihre Unternehmungen stets selbst zu organisieren, ist es anfangs nicht leicht, sich daran zu gewöhnen, dass jemand anderer alles für einen erledigt. Und dass es Listen gibt, in die man sich einträgt, wenn man nichts versäumen will. Es gibt Listen für´s à la Carte Dinner, für das Lunchpaket, für die Schiffsführung, die Ausflüge sowieso und als Interessensbekundung für eine Massage. Sogar das Gepäck wird für Sie mit verschiedenfarbigen Schleifen versehen, damit es den Weg in den richtigen Flieger findet.

3. Vergessen Sie niemals Ihre Landgangkarte.
Vergessen Sie ruhig Ihre Brille, das Smartphone oder den Ortsplan. Aber niemals – wirklich niemals - Ihre Landgangkarte! Beim ersten Mal habe ich nämlich gleich alles vermasselt, was möglich war: Keine Landgangkarte und keine Buchungsbestätigung mit dabei. Der Ardèche Ausflug fand dennoch mit mir statt: Die Crew lässt nämlich mit sich reden. Vielleicht war ich aber auch nur zu deutlich als Flusskreuzfahrt-Frischling zu erkennen. Wer nicht rechzeitig seine Karte an Bord wieder abgibt, der wird gesucht. Wir schafften es meist im Laufschritt rechtzeitig wieder an Bord, bevor der Apéritif nach uns rief.

© Angelika Mandler-Saul
Sauna mit Ausblick

4. Wellness, Spa und Fitness an Bord? Ja, klar.
Entschuldigung gibt’s keine, nicht mal bei einer Flusskreuzfahrt in Frankreich: Ergometer und Crosstrainer mit Fluss-Sicht sind vorhanden und sogar Gymnastik in der Früh wird angeboten. An Bord werden Tourenräder mitgeführt und während unserer Fahrt wurden drei Radausfahrten ausgeschrieben. Auch Sauna und Dampfbad sind den ganzen Tag aufgeheizt und ja, ich habe mich dort nach der eisigkalten Mistral Wind-Attacke (im April) aufgewärmt.

5. Nein, Sie werden nicht abnehmen.
Und: Reisen Sie niemals in der Fastenzeit. Wenn Sie in der (selbst verordneten) Fastenzeit eine Flusskreuzfahrt – noch dazu in Frankreich – antreten, sind Sie selbst schuld: Sie werden ob der köstlichen Buffets kläglich versagen. Wir durften auch einen Blick in die Küche werfen: Unfassbar, was auf diesem engen Raum im Schiff täglich mehrmals kulinarisch fabriziert wird. In angenehmster Erinnerung blieben mir etwa ein Rieslinggriesbrei, eine gelierte Bouillabaisse, Fenchel-Variationen, das beste Lammmkotelett meines Lebens und erst die Pasteten! Brot wird an Bord übrigens täglich frisch gebacken – mit eigenen Gewürzmischungen. Bei Schönwetter wurde noch vor dem Mittagslunch oben an Deck in der Sonne ein kleiner Snack angeboten, meist mit lokaler Weinbegleitung. In der frischen Luft schmeckt´s halt doch am besten. Auch am Fluss.

© Angelika Mandler-Saul
Große Käseauswahl an Bord

6. Unterschätzen Sie nicht die Wichtigkeit windgeschützter Räume an Bord!
Der hiesige Mistral-Wind – unser Jeep-Fahrer in der Camargue konnte gar nicht aufhören, begeistert von ihm zu erzählen. Kurz vor Avignon war uns an Bord aber nicht mehr zum Lachen: Wir hatten alle Liegestellungen an Deck ausprobiert, auch die ganz bodennahen – des Bleibens war dort nicht mehr länger. Alles wurde verzurrt, keiner hielt sich freiwillig an Deck auf, außer dem Kapitän in seiner geschützten Koje. Oh wie schön warm und windstill hatten wir es dann in der Lounge mit Ausblick.

7. Warten Sie nicht auf die Traumschiff-Eisbombe und das Captain´s Dinner.
Alle haben sie daheim gesagt: »Eine Kreuzfahrt? Ah, da gibt´s ja ein Captains Dinner mit Torte und Sternspritzern.« Oho, diese Traumschiff-Fans. Hier läuft das aber anders: Die Crew stellte sich offiziell am ersten Abend vor und am Schluss marschierten wieder alle auf, um sich mit Sekt bei uns zu verabschieden.

© Angelika Mandler-Saul
Ein entspanntes Sonnenbad beim Schleusen

8. Schleusen sind Freunde. Und Abwechslung pur.
Über 20 Schleusen hatten wir jeweils auf der Strecke zwischen Lyon und Avignon zu bezwingen. Wir schleusten morgens, nachts und während der Fahrt. Bei Mistral, bei Regen und bei Sonnenschein. Beim Schleusen gibt es immer was zum Schauen und es war immer wieder spannend, das riesige Schiff sich senken oder heben zu sehen – noch dazu, weil die Schleuse nur 60 cm breiter war als unser ganzer Kahn. Während des Schleusens herrscht zudem wohlige Windstille an Deck.

9. Kabine und Bad sind nicht zu klein.
Im Gegenteil: Die Kabinen sind optimal verbaut, gemütlich und teils sogar mit französischem Balkon. Zweimal am Tag (!) wurde die Kabine von den fleißigen Zimmerdamen aufgeräumt und sogar aufgebettet wie im Hotel. Wasserflaschen jederzeit gratis am Zimmer, das Bad stets blitzeblank. Wer die umtriebige unterirdische Wäscherei an Bord besucht hat, versucht zudem, nicht zu schmutzen. Wenn es in der Früh mal nicht hell werden will – keine Sorge. Sie befinden sich wahrscheinlich mitten in der Schleuse und die verstellt Ihnen den französischen Balkon der Kabine. Und zwar so nahe, dass man die Wände der Schleuse vom Zimmer aus angreifen kann. Aber: Immer wieder geht die Sonne auf.

© Angelika Mandler-Saul
Kabine mit französischem Balkon

10. Auf die Durchsagen an Bord achten!
Wir haben die Durchsagen geliebt. Wir haben sogar die Kabinentür geöffnet, um die Durchsagen der Cruise Managerin niemals zu verpassen. Erstens gab es immer was Neues zu erfahren und zweitens war es meistens mit der Einladung zu einem Getränk oder einer Sail Out Party an Deck verbunden. Wir wollten ja nichts, genau – versäumen.

Noch mehr Tipps

Die Crew hat es nicht immer leicht.
Im Rahmen einer Schiff-Führung sahen wir auch den Aufenthaltsraum, die Küche, die Wäscherei, den Maschinenraum und die übersichtlichen Kabinengrößen der Crew. Arbeitsrealität pur. Auch habe ich bei Ausflügen die Möglichkeit genutzt, beim Plaudern ein wenig mehr über die Crewmitglieder zu erfahren. Bis ich dann in der Lounge eine andere Passagierin belauschte, die genau dieselben Fragen wie ich stellte. Wieder war klar: Immer dieselben Fragen, immer dieselben Anliegen und Problemchen der Gäste – touristische Dienstleistungen auf engstem Raum.

Ein NEUER Trend, Themen-Fahrten
Die Anbieter erweitern ihr Portfolio: Familienfahrten mit Kinderprogramm, Kulinarik-Gourmetfahrten, Krimi-Cruises, Songwriter Contests oder gar Secret-Event-Tours mit geheimen Stargästen oder Kulturevents inklusive: Für alle ist was dabei, und das Alter ist dabei vollkommen egal.