Extrembergsteiger Stefan Glowacz
© Thomas Ulrich

Auf uns wartet Grönland

Wir haben den Extrembergsteiger Stefan Glowacz interviewt und ihm einige Geheimnisse entlockt.

1. Welches Abenteuer liegt gerade hinter Dir?

Letztes Jahr haben wir Grönland durchquert. Wir wollten drei Module in dieser Expedition umsetzen. Die Annäherung an Grönland mit einem Segelschiff. Die Durchquerung mit Skiern, Schlitten und sogenannten Snowkites, einem 1.000 km Marsch und der anschließenden Erstbesteigung einer Steilwand. Danach mit dem Segelschiff nach Schottland wieder zurück. Der Marsch hat prima geklappt, leider hat die Erstbesteigung wegen des schlechten Wetters nicht funktioniert. Wir waren zu spät im Jahr dran.

2. Hast Du auf Deinen Touren immer Trekkingstöcke dabei?

Ich habe generell Trekkingstöcke dabei und gehe damit seit vielen Jahren ins Gebirge. Es ist schon beim Aufstieg eine Unterstützung, wenn z.B. höhere Stufen überwunden werden müssen. So kann man aktiv mit den Armen unterstützen, was mir sehr gut gefällt. Und man kann natürlich die Knie bei längeren Abstiegen extrem entlasten. Es gibt einem das gute Gefühl, dass man stabiler ist und das Gleichgewicht besser halten kann. Vor allem unerfahrenen Bergsteigern empfehle ich den Einsatz von »Stecken«, weil das einfach wesentlich angenehmer ist.

3. Hast Du dann immer ein oder zwei Paar Stöcke dabei und nutzt Du die Schlaufen?

Ich nutze in jedem Fall immer zwei »Stecken«, denn einer bringt nicht viel. Beim Aufsteigen nehme ich die Schlaufen nicht mit, weil ich entsprechend die Höhe anpassen will. Bei den meisten guten Trekkingstöcken kann man anhand einer Isolierung am Schaft unterhalb des Griffes besser greifen. Beim Abstieg nehme ich auf jeden Fall die Schlaufen, weil ich dadurch vor allem die Handgelenke entlaste.

4. Wie alt sind Deine Lieblingsstöcke und wie viele hast Du in Deinem Leben schon verbraucht?

Bis heute habe ich bereits 40-50 Paar Trekkingstöcke benutzt. Vor allem bei Expeditionen, wo Stöcke extrem leiden, habe ich immer ein Ersatzpaar dabei. Oftmals kommt es bei schwerem Gepäck vor, dass man das Gleichgewicht verliert und auf die Stöcke stürzt. Ich versuche daher immer robuste und leichte »Stecken« mitzunehmen.

© Thomas Ulrich

5. Gibt es eine neue Entwicklung bei Trekkingstöcken? Wenn ja, wo geht die Reise hin?

Sehe ich jetzt persönlich nicht. Ich experimentiere immer wieder mal. Beim Griff z.B., wenn er weniger flexibel ist. Mittlerweile sind die »Stecken« entsprechend ausgereift, vor allem die Verschlusssysteme. Das war früher lästig, da sie bei hohen Temperaturen teilweise nicht funktioniert haben oder bei hoher Belastung kaputt gingen. Gerade LEKI hat das gut im Griff. Die Verschlusssysteme passen sich zwischenzeitlich den Temperaturunterschieden an.

6. Du wohnst am Starnberger See. Welcher Berg ist Dein »Hausberg« und wie oft warst Du schon oben?

In meiner Heimat bei Garmisch-Partenkirchen hatte ich immer einen Buche-Kletterbaum, wo ich ganze Nachmittage verbrachte. Dann bin ich später in Oberau als Kletterer in die Bergwacht eingetreten. Dort verbrachte ich meine ganze Sturmund Drang-Zeit im Oberrheintaler Wettersteingebirge.

7. Seit Du 15 Jahre alt bist, kletterst Du. Hat sich das Angstgefühl am Berg bei Dir im Laufe der Jahre verändert?

Ich hatte schon sehr früh an hohen (5.-6.) Schwierigkeitsgraden geklettert und einen hohen Respekt. Angst in dem Sinne habe ich jedoch früher nicht gehabt und auch heute nicht. Vor den Bergen habe ich eine gewisse Demut. Dies hat mich vor übermütigen Entscheidungen bewahrt. Bei manchen Expeditionen habe ich an bestimmten Stellen ein ungutes Gefühl, so wenn man eine bestimmte Situation nicht einschätzen kann, die man noch nie erlebt hat. Dieses mulmige Gefühl ergründe ich dann und ignoriere es nicht. Da ist dann ein Plan B notwendig, um den Risikofaktor zu minimieren.

8. Du wurdest mal von einer Lawine verschüttet und wieder ausgespuckt. Hast Du damals ans Aufhören gedacht?

Nein, habe ich nie. Mir war immer bewusst, dass Bergsteigen gefährlich ist. Trotz guter Vorbereitung und professioneller Planung sowie größter Umsicht bleiben immer Restrisiken bestehen.

9. Was hast Du als nächstes vor?

Wir reisen seit dem 7. Juli wieder in Grönland. Letztes Jahr nach der Durchquerung sind wir an der Steilwand gescheitert, die damals komplett vereist und verschneit war. Mein Partner Philipp Hans und ich waren aber so fasziniert davon, dass uns klar war wiederzukommen. Um rechtzeitig anzukommen werden wir diesmal die Fahrt nach Grönland mit der Eisenbahn zeitlich abkürzen und dann mit dem 1.000 km Marsch beginnen.